Geschichte2

Woher kommt der Ausdruck „Krakauer Zahnstocher ?“

Über die Entstehung der beiden Namen „Krakauer“ und Zahnstocher“ wiederholen wir dem Hauptverein, was J. Küchler, Kaiserslautern in der Zeitschrift „Pfälz. Museum“ No. 2 1908 schreibt:

 

Unter dem Titel Otterberg – Krakau hat Herr Forstrat J. Keiper von Speyer in No. 56 des Pälz. Museums 1907 über die Herkunft der vorstehenden sonderbaren Bezeichnung Otterbergs eine Abhandlung geschrieben und darin den gelungenen Nachweis erbracht, dass der Spottname Krakau für Otterberg und Krakauer für Otterberger noch nicht sehr alt ist, vielmehr mit der neueren Geschichte der Polenstadt Krakau und dem polnischen Aufstand vom Jahre 1846 zusammenhängt.

 

Warum Otterberg Krakau und seine Bewohner Krakauer genannt werden, beruht auf einen Vorgang, der von dem guten Herzen der Otterberger das beste Zeugnis ablegt. Als nach Niederwerfung der großen polnischen Revolution die auf preußisches Gebiet übergetretenen Freiheitskämpfer auf Wunsch Russlands ausgeliefert werden sollten, erhob sich in ganz Deutschland ein solcher Sturm des Widerspruchs, dass es die preußische Regierung im Hinweis auf die Bewegung nicht wagte, die Flüchtlinge über die Grenze zu weisen. Bleiben konnten und wollten sie nicht. Und als Frankreich sich bereit erklärte, sie aufzunehmen, bildeten sich durch ganz Deutschland Vereinigungen, die den Exulanten begeisterten Empfang, Fortkommen und Verpflegung auf ihrer Fahrt bereit stellten.

 

Auch in der Pfalz wurden sie überall von jung und alt auf das gastlichste empfangen. Am Weichbilde Lauterns wurden die von Neustadt auf Wagen Kommenden unter Musik und Absingen der Polenlieder „Zu Krakau schlugen“ „Denkst Du daran mein tapferer Lagienka“ usw. abgeholt. Die Otterberger entführten nun mehrere Wagen mit Polen nach ihrem Städtchen; waren sie doch auch Abkömmlinge von Vertriebenen. Konnte es da wundernehmen, wenn sie alles aufboten, den Armen ihren kurzen Aufenthalt auf der Flucht so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

Als Dank für die an den Verbannten geübte Menschenliebe hängten ihnen ihre spottsüchtigen Nachbarn im wahren Sinn des Wortes als Ehrentitel zu betrachtenden Namen Krakauer an. (Die polnischen Sensemänner wurden Krakauer genannt.)

 

 

 

Zwischen Lautern und Otterberg besteht schon von alters her eine gewisse heute fast gänzlich verschwundene Animosität. Den fein gebildeten Wallonen war die derbe Art der Lauterer Paysans, wie sie dieselben nannten, nicht sympathisch. Sie rächten sich deshalb durch allerhand Foppereien. Beispielsweise behaupteten die Lauterer, als durch die schreckliche Verheerung des 30jährigen, Orleanschen und Revolutionskrieges das Städtchen verarmt war, hätten die Bewohner, um äußerlich eine gewisse Wohlhabenheit vorzutäuschen sich nach Genuß von Sauermilch die Zähne gereinigt, worauf die Otterberger mit bitterem Spott den Lauterer nachsagen, wenn diese hinüberkämen, entwendeten sie ihnen Rüben aus Feld und Garten und labten sich daran, weil sie zu armselig seien, sich in den Wirtschaften Speisen zu kaufen. Das „Schabsler“ bezieht sich auf das Rübenschaben und wurde durch Fingerstreichen vorgemacht.

 

Bei Fastnachtzügen wurden in Lautern die Zahnstocher und in Otterberg das Rübenschaben öfters verwertet.“

 

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